Der Frontalunterricht ist also überwiegend thematisch orientiert, sprachlich vermittelt, kognitiv strukturiert und lehrgangsmäßig aufgebaut. Die Kommunikation zwischen Lehrendem und Lernendem steht im Vordergrund, die Interaktion unter den Lernenden wird nur begrenzt zugelassen.
Der Frontalunterricht bietet Handlungsmuster, die besonders geeignet erscheinen, einen Sach-, Sinn- oder Problemzusammenhang aus der Sicht und mit den Mitteln des Lehrenden darzustellen. Es ist deshalb dann am Platze, wenn es darum geht, eine allgemeine Orientierungsgrundlage zu schaffen, in ein neues Wissensgebiet einzuführen, Arbeitsergebnisse zu sichern oder den Leistungsstand zu überprüfen. Methodische Mittel des Frontalunterrichts sind vor allem darstellende (vortragende, vormachende, vorführende) und entwickelnde (fragende, impulsgebende, besprechende) Lehrformen.
Bevorzugte Handlungsmuster des Frontalunterrichts sind deshalb Formen der Darbietung. Dazu gehören etwa der Lehrvortrag, das Erzählen, das Erklären von Phänomenen und Begriffen, und das lehrende Zeigen (ggf. mit Medienunterstützung) beispielsweise.
Das gelenkte oder fragend- entwickelnde Unterrichtsgespräch wird folgendermaßen be-schrieben: Der Lehrende setzt das Gesprächsziel fest und bemüht sich, die Lernenden durch geschickte Fragen und Impulse dahin zu bringen, das gewünschte Ergebnis sozusagen "von selbst" zu finden. Der Lehrende folgt dabei den Denkbewegungen der Lernenden, die er unterstützt, behutsam koordiniert und deren Ergebnisse systematisiert. Er wird im Idealfall bei dieser sokratischen Methode zum "Katalysator für die eigene Denkbewegung der Lernenden".
Gerade dieser sokratische Ansatz ist im Hinblick auf eine systemisch-konstruktivistische Didaktik von großer Bedeutung. Denn hierbei wird automatisch die Rolle des teilweise absolut respektive vorwiegend passiv zuhörenden Lernenden dahingehend verändert, dass durch gezielte und geschickt formulierte Fragestellungen der Lernende aktiviert wird. Ebenso verändert sich die Rolle des allwissenden, autoritären Vortragenden, welcher als der alleinige Darbieter des Wissens angesehen und zu einem Prozessbegleiter wird, welcher das Finden von Lösungen durch die Lernenden selbst fördert.
Entscheidend für den Unterrichtserfolg ist es deshalb, eine sinnvolle Kombination von darbietenden, erarbeitenden und explorativen Unterrichtsformen zu finden, die eine fruchtbare Wechselbeziehung zwischen frontalen, individuellen und sozialen Arbeitsformen eröffnen. Der Frontalunterricht kann dabei als Impulsgeber wirken, indem er Problemlöseprozesse in Gang setzt, die dann in Einzel-, Partner oder Gruppenarbeit vorangetrieben werden. Dies entspricht dem Konzept eines integrierten Frontalunterrichts. Die frontale Konstellation beherrscht bei dieser Variante nur zeitweise das Unterrichtsgeschehen und lässt zunehmend Raum für mögliche Interaktionen unter den Teilnehmern als auch für Rückfragen, Ergänzungen und Kritik von Seiten der Lernenden an die Adresse des Lehrenden.
Selbstreflexion: Welche didaktischen Konsequenzen ergeben sich für Sie selbst nun aus den vorangegangen Ausführungen? |