7.6.5 Stationenlernen oder Stationenbetrieb

Stationenlernen, Lernen an Stationen oder Lernzirkel ist eine Möglichkeit, Unterrichtsinhalte in selbstverantworteter Form zu vermitteln und die Möglichkeit zu geben, zunehmend die Fähigkeit zu entwickeln, selbstständig und zusammen mit andern Arbeitsergebnisse zu erzielen.

Beschreibung/
Vorgehen

Beim Stationenlernen wird ein Thema in verschiedene, überschaubare Teilaspekte gegliedert, die die einzelnen Stationen darstellen. Die Unterrichtsinhalte werden also nicht zeitlich nacheinander, sondern gleichzeitig angeboten. Die Inhalte der verschiedenen Stationen sollten nicht aufeinander aufbauen. Jedoch kann der Stationsbetrieb für mehrere Durchgänge angelegt sein. Die einzelnen Stationen können nach Wahl- und Pflichtstationen differenziert werden.

Während der Arbeit wechseln die Teilnehmer die Stationen, bis sie alle Pflichtstationen durchlaufen haben. Ziel ist, sie zu befähigen, an den einzelnen Stationen selbstständig zu arbeiten.

Jede Station enthält neben dem Arbeitsmaterial alle notwendigen Arbeitsanweisungen.

Der gesamte Fortbildungsraum wird genutzt, um in ihm einzelne Arbeits-/Lernstationen aufzubauen. An jeder Station stehen eine Karte mit dem Stationsnamen und einer detaillierten Arbeitsanweisung sowie das Material, das zur Durchführung dieser Arbeitsanweisung notwendig ist. Diese sollten ohne Hilfe klar, verständlich und motivierend gestaltet sein und vielfältige Formen des Lernens, Übens und Wiederholens beinhalten.

Die Stationen sind für Zweier-, Dreier- oder Vierergruppen ausgelegt, und zwar alle Stationen für die gleiche Gruppengröße. Man benötigt einen Stationstisch mehr als Gruppen gebildet werden. Bei fünf Arbeits-gruppen mit je vier Mitgliedern benötigt man also mindestens sechs Stationen mit je vier Plätzen. Die Mitglieder einer Arbeitsgruppe gehen zu einem Stationstisch, bei dem sie beginnen wollen.

Sie führen die entsprechende Aufgabe aus und wechseln zu einer freien Station (einem freien Tisch).

Ein gut strukturiertes, vielseitiges Lernangebot entsprechend der Vorerfahrungen der Lernenden zu schaffen, ist neben der Lernberatung während des Stationenlernens der Arbeitsschwerpunkt des Lehrenden.

Wo immer es möglich und sinnvoll ist, führen die Teilnehmer eine Selbstkontrolle ihrer Arbeitsergebnisse z. B. durch eine ausliegende Musterlösung durch. Diese kann den kompletten Lösungsweg oder eine Anleitung zum Fehlerfinden enthalten.

Zu Beginn des Stationenlernens ist es erforderlich, eine Einführung in die Arbeit zu geben: die einzelnen Stationen zu erklären und Arbeitsaufträge gemeinsam zu besprechen. Jeder Teilnehmer muss während des Stationenlernens ungestört arbeiten können. Deshalb empfiehlt es sich, einen gemeinsamen Ordnungsrahmen zu erarbeiten (Regeln über Mappenführung, Umgang mit dem Material, Ablauf, Regeln für das soziale Miteinander,…).

Eine grobe Zeitorientierung, wie lange am einzelnen Tisch gearbeitet werden soll, ist hilfreich. Sie ist häufig durch den Arbeitsauftrag und das bereitgestellte Material bestimmt. Zur besseren Orientierung ist es günstig, den Termin, bis zu dem alle Pflichtaufgaben bearbeitet sein müssen, vorher festzulegen. Es sollte ausreichend Zeit für die Bearbeitung der einzelnen Stationen zur Verfügung stehen, damit man sich intensiv und ernsthaft mit der Problem-/ Aufgabenstellung auseinander setzen kann.

Zeitdruck verführt zu einer Art "Lern-Zapping", bei dem die Lernenden ohne viel Muße einen Lern-Spot konsumieren und dann – wie mit Hilfe einer Fernbedienung – schnell in ein anderes Programm umschalten.

Die Arbeit an den Lernstationen wird begleitet durch einen Laufzettel, auf dem jede Station verzeichnet ist. Jeder Teilnehmer notiert, wann er mit der Arbeit an einer Station begonnen, wann er sie beendet hat. Jeder Lerner hat die Möglichkeit, über das eigene Lernen Kommentare zu schreiben. Es handelt sich also um eine Planungshilfe für die Stationenarbeit, um eine Dokumentation des Arbeitsstandes und eine Hilfe zur Reflexion des eigenen Lernens. Für den Lehrenden gibt der Laufzettel Auskunft über das Arbeitstempo, Interessen und Anspruchsniveau sowie Vermeidungsstrategien jedes einzelnen Lernenden.

Das Ende des Stationenlernens bildet ein Abschlussgespräch, bei dem Ergebnisse präsentiert und Erfahrungen besprochen werden.

Möglichkeiten von Stationenlernen


SELBST GELERNT HÄLT BESSER - SERIE 1 / Teil 2, "Konstruktivistische Didaktik & Methodik"
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