7.6.17 Karussellgespräch oder Kugellager

Beschreibung/
Vorgehen

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Durchführung – Möglichkeit 1

  • Es werden zwei Stuhlkreise aufgestellt, der innere mit den Sitzflächen nach außen. Der äußere enthält genauso viele Stühle, die je einem Innenstuhl gegenüberstehen (Sitzfläche nach innen, so dass man sich gegenübersitzt).

  • Der zu behandelnden Themenkreis wird in so viele Unterthemen geteilt, wie Leute im Kreis sitzen (es geht natürlich auch umgekehrt: Es werden die Kreise aus so vielen Stühlen gebildet, wie Unterthemen vorhanden sind, max. sechs). Jedes Unterthema wird auf ein DIN-A-4-Blatt als Überschrift geschrieben, die Blätter werden an die im Innenkreis sitzenden Studenten verteilt. Jeder Themenverantwortliche diskutiert nun mit seinem "Gegenüber", und notiert auch die Ergebnisse auf seinem Blatt. Nach einer angemessenen Arbeitszeit rückt der Außenkreis im Uhrzeigersinn um einen Stuhl weiter. Die Personen außen wandern also zu einem neuen Thema, die innen befindlichen diskutieren ihr Thema mit einer neuen Person. Man rotiert, bis der Außenkreis einmal ganz herum ist.

  • Der Zeitbedarf wächst von Station zu Station, weil die Außenkreispersonen vom gegenüber sitzenden Themenverantwortlichen zu Beginn des Gesprächs immer erst über die bereits mit den anderen besprochenen Inhalte informiert werden müssen. Beginnen Sie mit einer relativ kurzen Zeit, z. B. zwei Minuten, damit nicht im ersten Durchgang das Thema bereits erschöpfend behandelt werden kann.

  • Die Gesamtdauer variiert je nach Themenkreis und Personenzahl zwischen 15 Minuten und einer Stunde. Als Trainer (Zeitwächter) sollte man die Gratwanderung zwischen "ausschweifen lassen" und "zu früh abwürgen" sensibel angehen.

  • Maximal sollten je Kugellager sechs Themen = zwölf Personen behandelt werden.

Bei größeren Gruppen kann man mehrere Kugellager mit gleichen Themen parallel laufen lassen. Die Ergebnisse werden dann je von einem Kugellager exemplarisch präsentiert und von den anderen bei Bedarf ergänzt.

Durchführung – Möglichkeit 2

  • Das Plenum wird halbiert.

  • Die erste Gruppe bildet einen Innenkreis, die zweite einen Außenkreis. Die Teilnehmer sitzen oder stehen sich gegenüber und sind einander zugewandt.

  • Die Teilnehmer bekommen eine Fragestellung, die sie mit dem Gegen-über austauschen. Zuerst berichtet die Person im Innenkreis und der Außenkreis hört zu.

  • Nach einem Signal vom Moderator berichtet der Außenkreis und der Innenkreis hört zu.

Image_Kugellager

Bezug zu Aneignen, Erleben, Handeln

Die Teilnehmer sitzen oder stehen sich dabei paarweise gegenüber. Mit der Methode kann vorhandenes Wissen schnell in allgemein verwertbare Ergebnisse umgesetzt werden. Sie dient insbesondere dazu, einen intensiven Wissenstransfer unter den beteiligten Personen zu betreiben, und erzeugt, bezogen auf den behandelten Themenkreis, einerseits Generalisten, andererseits Experten. Als Gegenstand der Gespräche eignen sich eng gefasste Informationen und Themen.

Durch die aktive Teilnahme sollen das Selbstvertrauen gesteigert und die Hemmschwelle zu aktiver Teilnahme an Diskussionen überwunden werden.

Umsetzungs-
erfahrungen

Methodische Anregungen

Diese erste Runde kann relativ kurz gehalten werden. Je nach Thema als Anhaltswert zweimal zwei Minuten.

Die zweite Runde wird mit dem Hinweis eröffnet: "Der Außenkreis (Innenkreis) geht um zwei (drei oder mehr) Positionen im Uhrzeigersinn weiter".

Mit dem neuen Gegenüber wiederholt sich der Ablauf. In der zweiten oder dritten Runde können auch Rückfragen zugelassen, Aussagen ergänzt, erwidert oder verstärkt und damit eine Partnerdiskussion ausgelöst werden.

Beim Wechsel können sich auch beide Kreise bewegen, dann aber in entgegen gesetzter Richtung. Damit haben alle Teilnehmer eine kleine Aktivierung und bekommen einen "neuen Blickwinkel".

Erfahrungsgemäß können vier bis fünf Gesprächsphasen mit unterschiedlicher Fragestellung durchgeführt werden, ohne dass eine Konzentrationslücke entsteht.

Wenn ein gemeinsames Plenum gleichzeitig ins Diskutieren kommt, ist ein gewisser Geräuschpegel nicht auszuschließen. Dennoch ist diese Methode völlig unproblematisch. In der Regel stellen sich die Teilnehmer schnell auf die Bedingungen ein und rücken etwas näher zusammen.

Bei schwierigen Themen beginnen sie mit dem Kreis, in dem sich die "stärkeren" Teilnehmer befinden. Dadurch bekommen die vermeintlich "schwächeren" Teilnehmer nochmals eine Erklärung.

Auch wenn einmal ein Gesprächspaar sich nicht über die Aufgabenstellung unterhalten sollte: So viele Teilnehmer, die sich dennoch gleichzeitig über ein vorgegebenes Thema fachlich austauschen, findet man bei anderen Methoden selten.

Variation

Das Verfahren kann aber auch als "Warmup" angewendet werden, um ein neues Thema unter Beteiligung aller Teilnehmer/Teilnehmer anzudiskutieren. Der häufige Partnerwechsel bringt verschiedene Partner ins Gespräch.

Variante 1: Innenkreis und Außenkreis haben verschiedene Themen bzw. Fragestellungen, die sie sich gegenseitig erklären bzw. beantworten.

Variante 2: In der zweiten Runde kann eine aufbauende, tiefer gehende Fragestellung gewählt werden.


SELBST GELERNT HÄLT BESSER - SERIE 1 / Teil 2, "Konstruktivistische Didaktik & Methodik"
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