7.5.2 Inszeniertes Lauschen

Beschreibung/
Vorgehen

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Diese Methode ist auch bekannt unter der Formulierung "Fragen an den Inhalt" (Thal/ Vormdohre 2006, S. 49f). Im Kern geht es darum, Inhalte nicht zu präsentieren, sondern entlang der von den Lernenden entwickelten Fragestellungen zu entfalten. Voraussetzung ist deshalb meist ein erster inhaltlicher Ein- bzw. Überblick, der - zu Thesen und Ausblicken verdichtet – den Lernenden zeigt, worum es geht und welche Bezüge und Konsequenzen die Thematik aufweist. Dieser Ein- bzw. Überblick kann, aber muss nicht von dem Lehrenden selbst gegeben werden. Ein- und Überblicke lassen sich auch in Vorbereitungspapieren, in Lernumgebungen oder Selbstlernmaterialien "verpacken".

Durch das "inszenierte Lauschen" wendet sich der Lernende dem Thema fokussiert zu, d.h. er lauscht auf dieses gewissermaßen durch seine Fragestellung, um diese zu klären und sich – davon ausgehend – mit dem Inhaltlichen in Verbindung zu bringen.

Bezug zu Aneignen, Erleben, Handeln Indem auf diese Weise eigene Fragestellungen zum Anknüpfungs- und Ausgangspunkt genommen werden, wird "das Eigene" belebt. Wer dazu aufgerufen ist, eigene Fragen an den Inhalt zu stellen, der setzt sich von Anfang an mit diesem Inhalt zu seinen Bedingungen in Bezug. Das "inszenierte Lauschen" ist somit eine wichtige subjektorientierte Methode, durch welche ein "Lernen vom Anderen her" angebahnt und ermöglicht wird.
Voraussetzungen Voraussetzung dieser Methode ist eine gewisse Übung der Lernenden im Umgang mit selbstaktivierenden Settings. Dies bedeutet, dass man bei einem erstmaligen Einsatz dieser Methode nicht sogleich damit rechnen kann, wirklich substanzielle und strukturierungskräftige Erschließungsfragen von Teilnehmerseite zu erhalten.
Umsetzungs-
erfahrungen
Das "inszenierte Lauschen" ist eine sehr geeignete Methode, einer anderen Darstellungslogik im Lehr-Lernprozess zum Durchbruch zu verhelfen: Der Lehrende folgt in seiner Darstellung nicht mehr ausschließlich seiner Sicht der Dinge, d.h. seiner Vorbereitung, sondern arrangiert seine Inputs als Antwort auf Lernerfragen. Dieses Vorgehen erfordert ein gewisses Geschick und eine gewisse Erfahrung, da der Lehrende bereit und in der Lage sein muss, sich auf ein für ihn unsicheres Gelände zu begeben – nämlich auf das der Fragenden. Die didaktische Energie, die dadurch entstehen kann, ist gleichwohl stärker eine Teilnehmendenenergie – ein unbezahlbarer Schatz für das nachhaltige Lernen. Denn nachhaltiges Lernen ist ein Lernen, welches sich aus der Achtsamkeit, den Fragen, der Berührtheit – kurz: der Energie – der Lernenden speist.


SELBST GELERNT HÄLT BESSER - SERIE 1 / Teil 2, "Konstruktivistische Didaktik & Methodik"
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