4.3 Lernziele


Zielfragen:
  • Wie definieren Sie Lernziele?
  • Was verstehen Sie unter Richt-, Grob- und Feinzielen?
  • Welche Bedeutung haben sogenannte kognitive, psychomotorische und affektive Lernziele?
  • Wodurch wird der Schwierigkeitsgrad bestimmt?
  • Zu welchem Zweck werden Maßstäbe für Lernziele festgelegt?

Aus der Kombination von Lerndimensionen und Lernstufen lassen sich Grundsätze zur Gewährleistung der Lernziele evaluieren.

Das Formulieren von Lernzielen besteht in der Regel aus zwei Teilen.

Inhaltsteil (z.B. Gesprächsregeln bei Reklamationen…)

Verhaltensteil (z.B. …beachten.)

Daraus ergeben sich Formulierungen mit unterschiedlichen Lernzielen, wie zum Beispiel:

Lernziele lassen sich nach folgenden Kriterien klassifizieren:

>> -- nach oben -- <<


Abstraktionsniveau

Das Abstraktionsniveau von Lernzielen gibt an, wie abstrakt oder konkret ein Lernziel formuliert ist.

  1. Richtziel: Sehr allgemein und abstrakt, nicht überprüfbar

  2. Grobziel: Allgemein, schwer überprüfbar

  3. Feinziel: Spezifisch und konkret, leicht überprüfbar

Beispiel

Richtziel: Gute Mechaniker ausbilden


>> -- nach oben -- <<


Verhaltensbereich

In Abhängigkeit davon, welchen Bereich ein Lernziel am stärksten beansprucht, unterscheidet man folgende drei Verhaltensbereiche:

1. Kognitive Lernziele

Sind jene Lernziele die kognitiv beanspruchen, d.h. die mit dem "Kopf" erreicht werden. Sie beziehen sich auf intellektuelle Fähigkeiten, wie den Erwerb von Wissen und Kenntnissen und die Entwicklung von logischem Denken. Typische Verben im Verhaltensteil wären aufzählen, nennen, erklären, herausfinden, unterscheiden, gliedern.

2. Psychomotorische Lernziele

Sind jene Lernziele, die psychomotorisch beanspruchen, d.h. die mit der "Hand" erreicht werden. Sie beziehen sich auf motorische und manipulative Fähigkeiten und Fertigkeiten. Typische Verben im Verhaltensteil wären anfertigen, handhaben, herstellen, nachmachen, fertigen, bauen.

3. Affektive Lernziele

Sind jene Lernziele, die affektiv beanspruchen, d.h. die mit dem "Herz" erreicht werden. Sie beziehen sich auf die Veränderung von Einstellungen, auf die Bereitschaft etwas zu tun und zu denken und die Entwicklung dauerhafter Werthaltungen. Typische Verben im Verhaltensteil wären beachten, beschäftigen, teilnehmen, Interesse zeigen, akzeptieren, Meinung sagen.

>> -- nach oben -- <<


Taxonomie

Unter Taxonomie versteht man die Unterscheidung von Lernzielen nach dem Schwierig-keitsgrad. Die verschiedenen Schwierigkeitsgrade von Lernzielen werden oft auch als Lernzielstufen bezeichnet und dargestellt.
I bedeutet dabei einfach und IV schwierig.

>> -- nach oben -- <<


Kognitive Lernziele

Die Hierarchie ergibt sich aus dem Grad der Schwierigkeit.

Bestimmte Verben signalisieren hier die entsprechenden Lernzielstufen.

I. Wissen
   * aufzählen, nennen
II. Verstehen
   * erklären, beschreiben
III. Anwenden
   * herausfinden, ordnen
IV. Problemlösen
   * planen, begründen

Beispiel:

I. Wissen Die Zutaten für geröstete Leber aufzählen
II. Verstehen Den Kochvorgang beschreiben
III. Anwenden Passende Beilagen herausfinden
IV. Problemlösen Ein Menü mit gerösteter Leber als Hauptspeise planen und begründen

>> -- nach oben -- <<


Psychomotorische Lernziele

Hierarchie ergibt sich aus dem Grad der Koordination.

Bestimme Verben signalisieren hier die entsprechenden Lernzielstufen.

I. Nachmachen
   * nachmachen, versuchen
II. Üben
   * üben, festigen
III. Koordinieren
   * koordinieren, kombinieren
IV. Automatisieren
   * herstellen, verbessern

I. Nachmachen Die einzelnen Schritte beim Bohren nachmachen
II. Üben Die einzelnen Schritte selbständig üben
III. Koordinieren Die Schritte zum Bohren selbständig koordinieren
IV. Automatisieren Verschiedene Bohrungen selbständig durchführen

>> -- nach oben -- <<


Affektive Lernziele

Die Hierarchie ergibt sich aus dem Grad der Verinnerlichung.

Bestimmte Verben signalisieren hier die entsprechenden Lernzielstufen.

I. Erkennen
   * erkennen, bemerken
II. Reagieren
   * reagieren, beschäftigen
III. Werten
   * urteilen, werten
IV. Wert leben
   * tun, Vorbild sein

I. Erkennen Die Bedeutung des Lesens erkennen
II. Reagieren Ein Buch lesen
III. Werten Über das Buch urteilen
IV. Wert leben Lesen als Wert übernehmen, regelmäßig Bücher lesen

>> -- nach oben -- <<


Bedingungen und Maßstäbe

Mit der Einführung einer Bedingung kann ein Lernziel weiter operationalisiert werden.

Die Bedingung nennt die Rahmenbedingungen, unter denen das Lernziel erreicht werden soll und kann damit den Schwierigkeitsgrad variieren.

Beispiele

Ein Maßstab präzisiert das Lernziel weiter. Der Maßstab gibt Auskunft über die Qualität des gezeigten Verhaltens.

Beispiele


Infobox
  • Abstraktionsniveau zeigt wie konkret das Ziel formuliert ist.
  • Kognitive, psychomotorische und affektive Lernziele bilden die drei Verhaltensbereiche.
  • Lernziele können nach ihrem Schwierigkeitsgrad (Taxonomie) unterschieden werden.
  • Unterschiedliche Bedingungen beeinflussen den Schwierigkeitsgrad.
  • Maßstäbe präzisieren ein Lernziel in Bezug auf dessen Verhaltensqualität.

>> -- nach oben -- <<


SELBST GELERNT HÄLT BESSER - SERIE 1 / Teil 1, "Konstruktivistische Didaktik & Methodik"
© 2011 WIFI Österreich, alle Rechte vorbehalten