lebendig nachhaltig das wifi-magazin für lebendiges und nachhaltiges lernen 2017 verändern. macht mut. bereit? veränderung passiert. wachsen wir daran und gestalten wir sie – damit gutes noch besser wird. lebenslanges lernen fördert den mut, neue wege zu beschreiten. weil veränderung eine chance ist. wann, wenn nicht jetzt, denn: verändern macht glücklich! wifi- lernmodell lena zeit, sich zu verändern!

editorial mag. markus raml prof. dr. michael landertshammer sehr geehrte leserinnen und leser! das lena-magazin widmet sich in seiner vierten auflage dem großen thema veränderung. sowohl im privaten als auch im beruflichen umfeld sind wir ständig damit konfrontiert. verän- derung passiert und ist gerade in unserer zeit in aller munde, aber an sich nichts neues. erleben wir doch von geburt an veränderung als etwas ganz natürliches, und auch die generationen vor uns waren immer mit veränderung konfrontiert, die nicht zuletzt mit einem gesell- schaftlichen und wirtschaftlichen wandel verbunden war. denken wir etwa an die industrialisierung im 19. jahrhundert oder die digitalisierung in unserem aktuellen zeitalter. in der coverstory kommen expertinnen/experten und querdenker/innen aus unter- schiedlichen disziplinen zu wort und geben antworten auf fragen wie: passiert veränderung heute schneller als früher? wie können wir mit veränderung umgehen? welchen beitrag können bildung und weiterbildung dabei leisten? dass veränderung glücklich machen kann, belegen drei spannende kurzporträts von menschen, die – nicht zuletzt mit unterstützung des wifi – neue wege eingeschlagen haben. sie alle sind sich einig: es hätte nicht besser kommen können! was lernen wir daraus? veränderung ist immer auch eine chance! und genau darum erfahren sie als leserin und leser des lena-maga- zins, wie sich diese chance nutzen lässt – mit lebendigem und nach- haltigem lernen: in der fotostory werden drei bewährte lena- methoden vorgestellt, die im rahmen der neu aufgesetzten inter- nen wifi-produktmanager-weiterbildung erfolgreich zum einsatz gekommen sind. ein hervorragendes beispiel dafür, dass sich auch die wifi-organisation laufend im veränderungsprozess befindet – mit dem ziel, kompetenzorientierung auf allen ebenen zu verwirkli- chen. darum geht es auch in einem eigenen beitrag, den wir ihnen ebenso ans herz legen möchten. der „sofatalk“ stand diesmal unter dem motto „veränderung ist lernen: lernen ist veränderung“. dazu diskutierten doris naisbitt, expertin für globale veränderung, rotraud perner, psychotherapeutin und evangelische theologin, unternehmensberaterin beatrice pacher, sonnentor-gründer johannes gutmann, vinzirast-betrei- berin cecily corti und andreas stollnberger, manager in der rewe group und modedesigner. last, but not least veranschaulicht das lena-magazin einmal mehr – von ost bis west und über unsere landesgrenzen hinaus –, wie lebendig und nachhaltig in den wifis veränderung vorangetrieben wird. sehr spannend ist beispielsweise ein train-the-trainer-projekt des wifi international im iran, der aktuell eine wirtschaftliche öffnung erlebt und auf entsprechende aus- und weiterbildung „made in austria“ setzt. wenn veränderung immer schon war und ist: warum haben viele menschen dann angst davor? gerade digitalisierung löst verunsiche- rung aus. digitalisierungs-experte ralph müller-eiselt unterstreicht im großen interview, dass die digitalisierung nicht das problem ist, sondern die lösung unserer probleme. wir stünden allerdings – im gegensatz zu den usa – noch ganz am anfang, wenn es darum geht, bildung und digitalisierung miteinander zu verschmelzen – und von den vorteilen daraus zu profitieren. uns bleibt nur noch, ihnen eine anregende und spannende lektüre zu wünschen, die hoffentlich auch die eine oder andere positive veränderung in ihrem tun und handeln bewirkt. darüber würden wir uns sehr freuen! mag. markus raml kurator wifi österreich prof. dr. michael landertshammer prof. dr. michael landertshammer institutsleiter wifi österreich wifi-magazin lena 2017 3 a v o l e h c u t s a v o r e s a v l e t t u k , n i r _ e t i k / k c o t s r e t t u h s © : s o t o f r e v o c g n a l d r a h n i e r / h c i e r r e t s ö i f i w © : o t o f

inhalt 3 editorial mag. markus raml, kurator wifi österreich prof. dr. michael landertshammer, institutsleiter wifi österreich 4 die wifi-institutsleiter/innen zum thema veränderung 6 7 8 15 kurz & gut / impressum im fokus veränderung verändern – wann, wenn nicht jetzt? was der wandel mit uns macht und was dabei hilft, ihn zu gestalten. coverstory: veränderung passiert! sofatalk: veränderung ist lernen : lernen ist veränderung. 20 wer will, findet wege: trainerin dr. elisabeth hassek-eder gestaltet veränderungsprozesse in der erwachsenenbildung. 22 interview mit dem digitalisierungs-experten ralph müller-eiselt: „wir stehen noch ganz am anfang“. 24 25 28 in der praxis lebendig und nachhaltig verändern macht s.p.a.s.s.! lernen verändert. das wifi-lernmodell lena inspiriert zum aufbruch. s.p.a.s.s.-methoden: „inszeniertes lauschen“, „knowledge café“, „gerichtsverhandlung“. die lena-fotostory: mit der kamera bei der ersten wifi-produktmanagement- weiterbildung nach ihrem relaunch. 30 wir lernen veränderung: auch die wifi-organisation verändert sich – ein blick hinter die kulissen. 32 lernen – gestalten – freuen: wie viel erlebnisorientierung bewegt, zeigt ein lehrlingsworkshop, der für hofer maßgeschneidert entwickelt wurde. 34 am schauplatz wunderbar wandelbar – lena macht’s möglich! von wien bis vorarlberg und über die landesgrenzen hinaus: lebendiges und nachhaltiges lernen ist das tor zu neuen wegen. 36 wifi international: inspiration für veränderung – lena im iran. 38 wifi wien: programmiert für das virtuelle seminar. 39 wifi burgenland: coaching mit wau-effekt! 40 wifi oö: gut aufgestellt in der „szenischen darstellung“. 41 wifi kärnten: meisterhaft aufgetischt bei der küchenmeister-ausbildung. 42 wifi salzburg: gut beraten ist, wer veränderung gestaltet. 43 wifi tirol: inncubator – beste bedingungen für wachstum. 44 wifi vorarlberg: alles steht kopf für kreative lösungen. 45 seitenweise: buchtipps zum thema veränderung & gewinnspiel. 5 5 8 15 20 28 41 43 l o r i t i f i w , n e t n r ä k i f i w , i k n z a v o r p r e t e p / h c i e r r e t s ö i f i w , ] l a n o i s s e f o r p b s e , e h s a m [ / k c o t s r e t t u h s © : s o t o f wifi-magazin lena 2017 wifi-magazin lena 2017

im fokus verändern – wann, wenn nicht jetzt? alle reden davon, wir schreiben darüber: veränderung liegt in der luft. also tief durchatmen und voll motiviert neues wagen. weil es das leben einfach spannender macht! 8 coverstory veränderung passiert! 20 porträt wer will, findet wege das phänomen veränderung – nichts neues, oder doch? eine rückschau in sachen wandel und ausblick auf künftige herausforderungen. elisabeth hassek-eder gestaltet veränderung für mehr kompetenzorientierung in der erwachsenenbildung. 15 sofatalk diskussion zum thema: „veränderung ist lernen : lernen ist veränderung“. sechs interessante gäste trafen sich in der „alten post“ in wien – eine inspiration zum aufbruch. 22 interview „wir stehen ganz am anfang“ der digitalisierungs-experte ralph müller-eiselt über die digitale bildungsrevolution, vor der niemand angst haben muss. im gegenteil. wifi-magazin lena 2017 7 n i r _ e t i k / k c o t s r e t t u h s © : s o t o f

im fokus sei du selbst die veränderung, die du dir wünschst für diese welt.“ mahatma gandhi univ.-prof. dr. hans a. wüthrich professor für internationales management, universität der bundeswehr münchen sche fortschritt ermöglicht neue, zukunfts- weisende wege. keine frage: die digita- lisierung beeinflusst unser leben – aber verändert es sich dadurch auch schneller? das phänomen veränderung und was es mit uns macht veränderungsexpertin doris naisbitt (siehe „sofatalk“ ab seite 14) sieht sehr wohl einen zusammenhang zwischen der fortschreitenden technologie und der geschwindigkeit des wandels. „verände- rung ist heute wesentlich schneller und globaler“, sagt naisbitt. trotzdem bleiben unsere grundbedürfnisse dieselben, wie beispielsweise ein sicherer arbeitsplatz. genau diese diskrepanz sei der grund, warum wir veränderung noch stärker empfinden. „ein jeder wechsel schreckt den glückli- chen …“ – zitate wie jenes von friedrich schiller lassen vermuten, dass es den generationen vor uns ähnlich ergangen ist. etwa in der zeit der industrialisierung: die erfindung der dampfmaschine im 18. jahrhundert war ebenso bahnbre- chend wie die erste dampflokomotive im frühen 19. jahrhundert. durch diese ent - wicklungen konnte wesentlich mehr in wesentlich kürzerer zeit erzeugt werden. die erfindung von telegraf, telefon und verbrennungsmotor ermöglichte eine wei- tere steigerung der industriellen produk- tion und eine vereinfachung des waren- und personentransports. der sowjetische wirtschaftswissenschaftler nikolai kond- ratjew erkannte solche bahnbrechenden erfindungen als auslöser bzw. basisinno- vationen für einzelne wellen in der wirt- schaftsentwicklung, die etwa 40 bis 60 jahre andauern. auf basis dieser theorie der langen konjunkturwellen schuf der österreichische ökonom joseph schum- peter später den begriff „kondratjew- zyklen“. beginnend mit 1780, werden fünf wellen unterschieden (siehe grafik). laut leo nefiodow, einem führenden konjunkturforscher, befindet sich die welt- wirtschaft bereits in einem sechsten zyklus, in dem – ausgehend von den basis innovationen bio- und gentechno- logie – gesundheit und psy cho soziale kompetenz stehen. nefiodow zufolge sind kondratjew- zyklen aber nicht nur konjunkturbewe- im vordergrund kondratjew-zyklen bahnbrechende erfindungen als auslöser für grosse veränderungen in wirtschaft und gesellschaft dampf- maschine, textil- und eisen industrie eisenbahn, dampfschiffe, eisen- und stahl industrie elektrifizierung, automobil, chemische industrie elektronik, fernsehen und petro chemie infor mations- und kommuni- kationstechnik bio- und gentech- nologie, psycho- soziale kompetenz 1815 1873 1918 1973 2002 … 1780er 1840er 1890er 1940er 1980er 1. kondratjew 2. kondratjew 3. kondratjew 4. kondratjew 5. kondratjew 6. kondratjew quelle: vgl. erik händeler, „kondratieffs welt“, 2006 ist veränderung heute – im zeitalter der digi- talisierung – schneller geworden, oder scheint es nur so? wüthrich: es scheint eine gesetzmäßigkeit zu sein, dass in jeder welle die anstehenden veränderungen von den betroffenen als die bedeutsamsten empfunden werden. dies damit zusammen, dass sich in unserer erfah- rungswelt noch keine stabilen muster im umgang mit dem neuen ausgebildet haben. so empfinden wir heute die mit der digitalisierung ver bundenen verände- rungen als einmalig und teilweise auch bedrohend. anderem hängt unter für unternehmen gibt es den begriff „change management“. kann man verän- derung einfach managen? wüthrich: die vorstellung, menschen könnten von außen zielgerichtet verändert werden und veränderungen ließen sich managen, ist naiv. versuchen wir auf einer appellhaften ebene, persönlichkeiten von der notwendigkeit zu überzeugen, dass sie ihr handeln und tun zu ändern haben, findet automatisch der rückgriff auf die eigene erfahrungswelt statt. steht die beabsichtigte veränderung im wider- spruch zu den eigenen erfahrungen, werde ich mich nicht verändern. was ist wichtig, um veränderungspro- zesse zu unterstützen und nachhaltige veränderung zu realisieren? wüthrich: veränderung, insbesondere wenn sie auch die persönlichkeit betrifft, kann nur intrinsisch erfolgen. konkret also gilt: erfahrung determiniert meine haltung – wie ich denke und fühle –, und diese haltung bestimmt meine handlungen. beabsichtigt führung transformationen zu unterstützen, ist diese gut beraten, experi- mente zu fördern, die das potenzial haben, neue erfahrungswelten zu schaffen. erfahrungen bremsen also unseren mut zur veränderung? wüthrich: der einzige zugang, um die qualität eigener erfahrungen zu erkennen, sind neue erfahrungen. wir alle sind gut beraten, stets neues zu wagen und damit die eigene erfahrungswelt auszuweiten. wifi-magazin lena 2017 9

im fokus österreicher/innen sehen digitalisierung positiv wie ist ganz allgemein ihre persönliche einstellung zum technischen fortschritt (digitalisierung, einsatz von robotern, vernetzung von mensch, maschine und produkt/dienstleistung)? gesamt 15 % 36 % 31 % 15 % selbstständige geschäftsführer/innen 14 % 44 % leitende beamtinnen/ beamte; angestellte 16 % 43 % beamtinnen/beamte; angestellte 14 % 36 % 23 % 28 % 34 % facharbeiter/innen 17 % 29 % 39 % arbeiter/innen 8 % 25 % 49 % 14 % 5 % 11 % 15 % 14 % 18 % sehr positiv eher positiv neutral eher negativ sehr negativ quelle: online-umfrage von marketagent; april 2016; 14- bis 69-jährige; n = 1.011 digitalisierung: keinen grund zur besorgnis hat, wer jetzt handelt hierzulande ist man der digitalisierung wohlgesonnen. etwa jede/r zweite hat gemäß einer umfrage aus dem jahr 2016 (siehe grafik auf dieser seite) diesbezüg- lich eine positive einstellung. laut einer weiteren studie sehen 63 prozent der inhaber/innen, führungskräfte und hr- verantwortlichen in ihrem business durch digitalisierung und industrie 4.0 starke veränderungen auf sich zukommen, für 77 prozent stellt das für das eigene unter- nehmen eine klare chance dar.* mehr als drei viertel der befragten einer vom wifi management forum beauf- tragten studie (siehe grafik nächste seite) sind der ansicht, dass digitale kompeten- zen am stärksten an bedeutung gewinnen werden. dieser zu erwartenden entwick- lung tragen auch die wifis schon seit geraumer zeit rechnung. ein landes- weites vielfältiges angebot erleichtert den erwerb der zukunftsweisenden digitalen kompetenzen. „dabei fokussieren wir auf drei bereiche: kmus, neue lernmethoden und digitalisierung am arbeitsplatz“, so dipl.-wirtsch.-ing. christian faymann, leiter des wifi österreich bildungs- managements. *quelle: studie „future of work“, meinungsraum.at, n = 200, unternehmen mit 20+ ma, februar 2016 die arbeit im, sondern die arbeit am system – d. h. das schaffen von gelin- gens vor aussetzungen, damit die in der organisation vorhandenen potenziale entfaltet werden können – scheint ziel- führend.“ führung, die verändert: zutrauen, loslassen, experimentieren das mache eine neu gelebte führung notwendig, die durch drei musterbrüche geprägt sei: 1. zutrauen – konsequent von einem mündigen menschenbild ausgehen und auf jegliche bevormundung und therapeutisierung verzichten. 2. loslassen – sich als führungskraft nicht unersetzlich machen und die intelligenz im kollektiv nutzen. 3. experimentieren – die vorläu- figkeit des wissens ernst nehmen und organisationen als prototypen verstehen. anders gesagt: zukunftsfähige unterneh- men benötigen eine lizenz zum ergeb- nisoffenen experimentieren. der historiker philipp blom propagiert in seinem neuen buch „die welt aus den angeln“ ein für ihn offensichtliches natur- gesetz: den zusammenhang zwischen klimawandel und gesellschaftlicher ver - änderung am beispiel der kleinen eiszeit (siehe interview links). die krise der landwirtschaft wurde damals durch bücher gelöst. heute gehen wir wieder auf einen klimawandel zu, und die digitalisierung verändert das leben, die arbeit – und das lernen. wifi-magazin lena 2017 11

verändern macht glücklich! dass dem so ist, zeigen diese drei wahren geschichten, die das leben beziehungsweise der mut zur verände- rung schrieb. was wir daraus lernen: es lohnt sich, auf sein herz zu hören und neue wege zu gehen! im fokus robert gelbmanns leidenschaft für die gastronomie wurde nach der ahs-matura geweckt. „ich habe als 18-jähriger meine wartezeit auf den zivildienst mit einem job auf einer skihütte in saalbach-hinter- glemm überbrückt.“ was folgte, war ein doppelleben aus studium in wien (ger - manistik und publizistik) und nachtleben in amstetten. den ausschlag für die ent- scheidung des niederösterreichers, be - ruflich doch lieber gäste zu bewirten, als mit worten zu jonglieren, war das ange- bot seines damaligen arbeitgebers, eine weinbar zu übernehmen. „ich bin dann mit 21 jahren, als ich gerade den ersten studienabschnitt fertig hatte, vor der wahl gestanden, diese chance verstreichen zu lassen oder sie zu nützen.“ er tat letzteres, machte am wifi den vorbereitungskurs zur befähigungsprüfung gastronomie und hotellerie, schaffte diese auf anhieb und sprang ins kalte wasser. heute ist er glück- licher inhaber von zwei lokalen. vom germanisten zum gastronomen robert gelbmann 37 jahre lebt in amstetten/nö inhaber einer weinbar sowie einer diskothek, betreibt ein catering, hat zuletzt eine ausbildung am wifi zum diplom-sommelier gemacht auf einer skihütte hat mich die gastro- leidenschaft gepackt.“ fazit nach der veränderung „es war absolut der richtige schritt, auch wenn es nicht immer leicht war. ich habe mir damit einen lebenstraum erfüllt, und die arbeit macht mir immer noch spaß. eigentlich mehr denn je.“ von der produkt- von der produkt- und bildungsmanagerin zur trainerin mag. veronika spatzenegger, mas 45 jahre lebt in lamprechtshausen/salzburg unternehmensberaterin, wirtschafts- trainerin und kommunikations- gestalterin im eigenen unternehmen habe meine vision und einen lang- gehegten traum erfüllt.“ fazit nach der veränderung „meine entwicklung hat dazu beige- tragen, dass ich heute mit leidenschaft das mache, was ich gern tue. das bestärkt mich und gibt mir sicherheit, diesen weg weiter zu gehen.“ die gastronomie ist auch veronika spatzen- egger nicht fremd. war doch die studierte kommunikations- und politikwissenschaft- lerin fünf jahre lang marketingleiterin in einem großen gastro-großhandelsunter- nehmen. doch etwas fehlte noch zum glück. „schon früh hatte ich die vision, mich selbstständig zu machen.“ sie absol- vierte eine berufsbegleitende trainerausbil- dung an der salzburg management busi dung an der salzburg management busi- ness school und landete durch zufall ness school und landete durch zufall ness school und landete durch zufall („wobei: zufälle gibt es nicht!“) am wifi. („wobei: zufälle gibt es nicht!“) am wifi. („wobei: zufälle gibt es nicht!“) am wifi. aber vorerst noch nicht als trainerin, aber vorerst noch nicht als trainerin, aber vorerst noch nicht als trainerin, sondern als produkt- und bildungsmana sondern als produkt- und bildungsmana- gerin. nach und nach wirkte sie mehr im gerin. nach und nach wirkte sie mehr im gerin. nach und nach wirkte sie mehr im gerin. nach und nach wirkte sie mehr im seminarraum als hinter den kulissen. sie seminarraum als hinter den kulissen. sie seminarraum als hinter den kulissen. sie machte 2012 das wifi- österreich-trainer- diplom, und die traineraufträge nahmen zu. diplom, und die traineraufträge nahmen zu. „bis ich eines tages in mich hineinhörte und „bis ich eines tages in mich hineinhörte und wusste: es war der zeitpunkt gekommen, in wusste: es war der zeitpunkt gekommen, in die selbstständigkeit zu gehen.“ das war die selbstständigkeit zu gehen.“ das war a. das wifi zu den 2013. heute zählt u. a. das wifi zu den kunden der erfolg reichen trainerin. wifi-magazin lena 2017 13

im fokus sehen sie sich das an! die sofatalk-disku- tantinnen und -disku- tanten stellen sich im video drei fragen über veränderung: https://youtu.be/bh9rdvf9uji 2 4 1 3 5 6 sofatalk 1 univ.-lekt. prof. dr. rotraud perner 2 johannes gutmann 3 cecily corti die promovierte juristin, psychotherapeutin, diplomierte sozialtherapeutin, mediatorin, akademisch zertifizierte erwachsenenbild- nerin und evang. theologin sagt von sich: „es hat in meinem leben keine sekunde gegeben, in der ich mich nicht weiterentwickelt hätte.“ sein bio-unternehmen sonnentor gründete er als arbeitsloser junger mann. heute beschäftigt er rund 450 mitarbeiter/innen und zeigt, dass es sich lohnt, für seine visionen zu kämpfen. der bauernsohn ist – wie er selbst sagt – „österreichs erfolgreichster spinner“. die betreiberin der vinzirast-einrichtungen hat mit menschen zu tun, die mit gravie- renden veränderungen konfrontiert sind. auf rund 130 schlaf- oder wohnplätzen finden etwa obdachlose oder flüchtlinge geborgen- heit und die chance, sich weiterzuentwickeln. 4 mag. andreas stollnberger 5 doris naisbitt 6 di dr. beatrice pacher der studierte wirtschaftspädagoge ist als geschäftsführer der zur rewe group gehö- renden medien (rg verlag, radio max und inhouse-agentur marian) für den finanz- bereich zuständig. damit nicht genug, machte er sich 2014 als modedesigner selbstständig. die autorin und direktorin des naisbitt china institute in tianjin gilt als expertin für globale veränderungen – mit fokus auf china. sie ist mit dem renommierten trendforscher john naisbitt verheiratet. gemeinsam verfasste das ehepaar mehrere bestseller. die unternehmensberaterin, management- coachin und lehrgangsleiterin am wifi wien (organisations- und personalentwicklung; business coach) beschäftigt sich mit verän- derung, die durch weiterbildung entsteht, wie zum beispiel innovative lernwelten. wifi-magazin lena 2017 15 i k n z a v o r p r e t e p / h c i e r r e t s ö i f i w © : s o t o f

wenig tiefe. das veränderung-in-sich- spüren erfordert aber, dass man eine tiefenwahrnehmung hat. leider wird diese dimension, also die selbstwahrneh- mung, in unserem bildungswesen viel zu wenig gefördert. wir müssen weg vom linearen denken, in dem gefühle nur in wenigen situationen erlaubt sind. ich halte es für ganz wichtig, visionen zu entwickeln. aber dazu braucht es die fähigkeit, wahrnehmen zu können, dass wir uns verändern wollen. zu spüren, dass eine veränderung auf uns zukommt. es braucht eine form des lernens, die uns mit veränderung freudvoll umgehen lässt.“ kann man den umgang mit veränderung lernen? beatrice pacher: es braucht eine form des lernens, die uns in einen freudvollen umgang mit veränderung setzt, denn veränderung liegt in unserer natur, im dasein des menschen. wie man verände- rung empfindet, hängt ganz stark von der eigenen haltung ab. leider wird verände- rung oft als druckmittel gesehen, das für ein „du musst jetzt!“ steht. eine zeit- genossin von eugen roth, maria montes- sori, hat in ihrem modell die sogenannte „vorbereitete umgebung“ formuliert. diese vorbereitete umgebung ist das, was der trainer, der lehrer oder der facilitator durch die diskussion führte moderationstrainerin bettina kerschbaumer-schramek. schafft, damit lernen möglich wird. lernen wird heute oft verwechselt mit informationsvermittlung. tatsächlich gelingt lernen aber nur dann, wenn es sich anwenden lässt. und anwenden kann man nur etwas, das man auch begriffen hat – und zwar auf allen ebenen des seins, sowohl auf der körperlich- seelischen als auch auf der geistigen. frau corti, sie haben tagtäglich mit menschen zu tun, die von sehr rigiden veränderungen betroffen sind – was macht das mit ihnen? cecily corti: ich persönlich war neugierig, wie es mich verändert, wenn ich mit diesen menschen zu tun habe; zu sehen, wie sie dieses leben aushalten. und ich finde es einfach unglaublich spannend, daraus zu lernen. ich halte den wandel, in dem wir uns heute befinden, für gewaltig, und ich bin überzeugt, dass wir uns alle gewaltig ändern müssen. das wichtigste dabei ist, dass man selbst erkennt: was ist mir wichtig? die orien- im fokus erleben, beängstigt tierungslosigkeit durch die wahnsinnige beschleunigung, die wir auf allen gebieten die menschen extrem. wir müssen uns mehr zeit lassen. die schnelligkeit nimmt die möglichkeit, daraufzukommen, worum es einem selbst geht. ich wollte von anfang an einfach einen ort schaffen, wo ich selbst das, was ich zutiefst empfinde ich halte den wandel, in dem wir uns heute befinden, für gewaltig. wir werden uns alle ändern müssen.“ und woran ich im leben glaube, aus - drücken kann: die qualität der beziehung und empathie, die ich gerade in unserer zeit als ganz wichtig für die entwicklung der gesellschaft erachte. das hat meine umwelt und mich verändert. dass sich das so entwickeln würde, habe ich natür- lich damals nicht geahnt. wie viel veränderung ist überhaupt noch gesund, wie viel neues kann man einem menschen zumuten? rotraud perner: leider wird in der erzie- hung meistens nur eine möglichkeit als richtig angeboten, und alles andere ist falsch. das wesentliche ist aber, zu lernen, dass es alternativen gibt, und das wissen zu haben, um zu entscheiden, welche von den varianten man verant- worten will. nur so kann ich sagen: da will ich mittun, oder das tut mir nicht gut. wifi-magazin lena 2017 17

kleine anzeigenverkäuferin begonnen. mir hat das einfach freude gemacht. durch diese freude und leidenschaft habe ich mich ganz automatisch beruflich weiterentwickelt. welche rolle spielen unterschiedliche persönlichkeiten und kooperation in einer veränderungsfreudigen kultur? andreas stollnberger: erst durch unter- schiedliche charaktere entstehen diskus- sionen, die sehr fruchtbar sein können und letztlich innovationen hervorbringen. für mich liegt der schlüssel für den erfolg einer veränderung darin, wie gut man sich selbst kennt. viele sind aus dem grund „beharrer“, weil sie sich entweder selbst nicht kennen oder angst vor der selbstreflexion haben. jeder muss sich ein stück weit öffnen. beatrice pacher: letztlich geht es darum, in beziehung zu gehen und darauf zu schauen, wie man sein gegenüber unter- stützt, damit sie oder er den eigenen raum behalten kann. und das hat ganz viel mit orientierung, selbstwert und eigenreflexionsfähigkeit zu tun. rotraud perner: einer meiner mentoren, frederick mayer, hat immer gesagt: neid ist eine österreichische krankheit. wir müssen uns selbst an der nase nehmen, cecily corti: steve jobs hat einmal gesagt: die einzige weise, wie ihr eine großartige leistung vollbringen könnt, ist, dass ihr liebt, was ihr tut. ich möchte nicht belehren, sondern durch mein tun wirken. einer der wichtigsten grundsätze im tun in der vinzirast bleibt nach wie vor: den anderen nicht verändern, nicht erziehen zu wollen. nur so kann vertrauen entstehen, vertrauen als voraussetzung für selbstwert. erst diese wertschätzung ermöglicht den wunsch für eine nachhaltige veränderung. doris naisbitt: ich bin mit 39 in das verlagswesen eingestiegen und habe als im fokus das ziel muss ein kooperatives mit - einander sein. das sollten wir uns immer wieder bewusst machen.“ denn: bei der selbstreflexion ist es ganz wichtig, nicht zu konkurrieren. das ziel muss vielmehr ein kooperatives mitein- ander sein. und das sollten wir uns immer wieder bewusst machen. doris naisbitt: in china beispielsweise manifestiert sich der neid am wissen im positiven, indem man alles daransetzt, sich fähigkeiten anzueignen. die große schwäche ist dann aber, dass der mut fehlt, sie einzusetzen. dafür anerkennen die chinesen mit einer beglückenden offenheit die leistung anderer. johannes gutmann: das kooperative miteinander war auch für uns von anfang an das geheimnis unseres erfolges. erst durch die kooperation können stärken gebündelt und etwas verändert bezie- hungsweise neues geschaffen werden. das im großen. im kleinen wie funktioniert der sofatalk im thonet pop-up café wiener kaffeehauskultur 4.0: die alte post, das ehemalige post- und telegraphenamt in der dominikanerbastei im herzen wiens, ist vorübergehendes zuhause für das thonet pop-up café mit showroom des traditionsreichen möbelherstellers. ein ort der veränderung und ideale location für den sofatalk. wifi-magazin lena 2017 19

bevorstehende veränderungen wecken freilich nicht immer positive gefühle – vor allem, wenn man unerwartet damit konfrontiert wird. aber: „es ist o. k., wenn man im ersten moment angst vor dem ungewissen hat, aber dann muss man sich bewusst machen: es liegt etwas neues, spannendes in jedem wandel. es zahlt sich immer aus, es anzugehen und veränderung zu gestalten.“ vielleicht auch ein grund, warum sie vermehrt die perspektive gewechselt hat: von der lehrenden zu jener person, die hinter den kulissen die fäden zieht, um kompetenz- orientiertes lernen am wifi weiter in die realität umzusetzen. trotzdem ist es ihr ganz wichtig, den blickwinkel aus der lehrenden praxis nicht zu verlieren. so etwa beim studiengang marketing & sales an der fhwien im modul „international marketing“ oder in der berufsakademie am wifi wien im modul „wissenschaftli- ches arbeiten“, bei dem sie viele studie- rende auf dem weg zu ihrer masterarbeit in den lehrgängen msc handelsmanage- ment sowie msc marketing- und verkaufs- management betreut. und das sind nur einige beispiele ihrer umfassenden lehr- tätigkeit. die promovierte handelswis- senschaftlerin weiß sehr gut, worüber sie in der theorie spricht. war sie doch fünf die art, wie wir lernen, hat sich nicht verändert, aber der weg, wie lernen ermöglicht wird.“ – als lernende und lehrende – erlebt hat. „wie viele andere auch bin ich ganz sicher geprägt vom lernen, das sozusagen ‚verordnet‘ wurde. das ist sicher auch das, womit manche trainer/innen zu kämpfen haben, dieser paradigmen- wechsel von der lehrenden- zur lernen- denzentrierung. die meisten haben selbst noch ein bildungssystem erfahren, in dem man als lernender nicht im mittelpunkt stand“, sagt elisabeth hassek-eder und führt weiter aus: „ich glaube, dass die art, wie wir lernen, sich nicht sehr ver - ändert hat. dafür aber der weg, wie lernen ermöglicht wird. der fokus auf die lernenden setzt sich langsam wirk- lich durch. man achtet verstärkt darauf, menschen bei ihrem vorwissen, ihren erfahrungen abzuholen. das erachte ich gerade in der erwachsenenbildung als extrem wichtig“, unterstreicht elisabeth hassek-eder, die sich selbst nicht davon ausnimmt, die veränderungen des lernens als inspiration für ihre persönliche ent - wicklung zu sehen. ein wichtiges thema ist dabei die digitalisierung. „ich mache aktuell eine online-weiterbildung für digitales lernen in der erwachsenen- bildung. ich glaube zwar weiterhin an die bedeutung der persönlichen interaktion, bin aber auf der suche nach sinnvollen digitalen möglichkeiten, die sich gut inte- grieren lassen.“ über dr. elisabeth hassek- eder … hat ein jahr englisch und spanisch am institut für übersetzer- und dolmetschausbildung studiert. … hat sich 1986 entschlossen, einen anderen weg als den der dolmet- scherin einzuschlagen. … absolvierte 1991 ihr magistra- studium der handelswissenschaften an der wu wien – auf platz 5 von 297 absolventinnen/absolventen. … hat bei kelly als brand-managerin und bei aqua (arbeitsmarktqualifizie- rung für frauen) als ausbildungs- koordinatorin gearbeitet. ...promovierte 2011. … ist heute universitäts- und fach- hochschul-lektorin und im bildungs- management des wifi österreich. für die ehemalige brand-managerin bei soletti ist digitales lernen eine sinnvolle ergänzung. jahre als brand-managerin beim knabber- gebäck-hersteller kelly beschäftigt, nach- dem die sprachliebhaberin zuvor noch universitätsassistentin am institut für eng - lische sprache an der wu wien war. „damals hatte ich das gefühl: da draußen gibt es eine ganze welt, und ich erkläre den leuten im hörsaal, wie business- englisch funktioniert, obwohl ich nie zuvor den realitätscheck hatte. das wollte ich ändern.“ im rahmen eines traineeprogramms eröffnete sich für elisa- beth hassek-eder beim „knabberriesen“ kelly die gelegenheit, in unterschiedli- chen abteilungen und an mehreren standorten einen vielfältigen einblick in die welt des konsumgütermarketings zu bekommen. zum gestalten und verän- dern gehört für elisabeth hassek-eder aber auch eine portion beharrlichkeit. dass sie als relativ spät berufene vor sechs jahren ihr doktoratsstudium an der wu wien absolviert hat, zeigt das zum beispiel. „es ist gar nicht so ein- fach, zu sagen: ich komme aus der praxis, habe eine idee und möchte dissertieren. ich hatte dann doch das glück, zwei betreuer zu finden, die das zu schätzen wussten.“ und wie hat sich das lernen verändert? elisabeth hassek-eder muss es wissen, als jemand, der bildung und weiterbildung im laufe seines lebens von beiden seiten wifi-magazin lena 2017 21

pädagogen und auch die politik müssen verstehen, dass digitalisierung kein neues problem ist, sondern teil der lösung.“ bestehen werden. die erfolge mancher us-beispiele sind durchaus beein druckend: schüler lernen um 50 prozent mehr als in analogen klassen, gerade bildungsferne studierende schließen ihr studium deutlich häufiger in der regelstudienzeit ab. wie weit sind wir in puncto digitaler bildung? müller-eiselt: verglichen mit den usa, aber auch asien oder südamerika, stehen wir noch ganz am anfang. zwar gibt es auch bei uns einzelne pioniere in klas- senzimmern und hörsälen, die innovative technologie nutzen, um individuell zuge- schnittenes lernen zu ermöglichen. das beruht aber vor allem auf viel persönli- chem einsatz. ganze schulen, hoch- schulen oder gar das bildungssystem hat die digitalisierung noch nicht erreicht. industrie 4.0 ist die gelebte herausfor- derung für viele wirtschafts- und indust- riezweige. warum hinkt die innovations- dynamik in der bildung noch hinterher? müller-eiselt: in anderen ländern ist der veränderungsdruck viel größer als bei uns. in amerika explodieren die bildungs- kosten, mancherorts betragen die studien- gebühren 50.000 dollar pro jahr. und in den schwellenländern mangelt es oft schlicht an lehrern oder gebäuden. wo schulen und hochschulen zu teuer oder gar nicht vorhanden sind, ist digitales lernen allein deshalb eine attraktive alter- native. in deutschland und österreich sind kosten und zugang glücklicherweise kein akutes problem – da scheint verände- rung dann nicht so dringlich. viele sehen in der digitalisierung das problem. ist sie nicht eher die lösung für viele probleme? müller-eiselt: absolut. das ist vor allem eine frage der haltung. pädagogen und auch die politik müssen verstehen, dass digitalisierung kein neues problem ist, sondern teil der lösung. ganztagsschul- ausbau, inklusion, die wachsende zahl und vielfalt der studierenden – all diesen im fokus herausforderungen lässt sich mit digitalen methoden viel besser gerecht werden. mit dem „monitor digitale bildung“ der bertelsmann stiftung gibt es erstmals eine umfassende und repräsentative studie zum stand des digitalisierten lernens in den verschiedenen bildungs- sektoren in deutschland. wie steht es da um die erwachsenenbildung? müller-eiselt: die ergebnisse für diesen bildungssektor werten wir derzeit noch aus. es lässt sich aber beobachten, dass die digitale bildungsrevolution in der unternehmensnahen weiterbildung früher begonnen hat. in einigen firmen gilt bereits das „online first“-prinzip: das digitale angebot ist die regel, wer noch eine traditionelle fortbildung besuchen will, muss das extra begründen. welche rolle spielen die lehrenden in der digitalen zukunft des lernens? müller-eiselt: ohne digital kompetente lehrkräfte werden wir keine digital kompetenten schüler bekommen. des - halb ist eine verpflichtende medienpäda- gogische ergänzung der lehrerausbildung nötig. geschult werden müssen aber nicht nur die künftigen lehrkräfte, sondern auch die jetzigen. zur person ralph müller-eiselt jahrgang 1982, befasst sich jeden tag mit den gesellschaftlichen auswirkungen, chancen und risiken der digitalisierung. nach stationen an der leuphana univer- sität lüneburg und im niedersächsischen ministerium für wissenschaft und kultur leitet er bei der bertelsmann stiftung als senior expert das projekt „teilhabe in einer digitalisierten welt“. der co-autor des bei dva erschienenen buches „die digitale bildungsrevolution“ (mehr infos dazu in unseren buchtipps „seitenweise“ auf seite 46) bloggt unter www.digitalisierung-bildung.de und twit- tert (@bildungsmann, @bildung_digital) über die bildung von morgen. ralph müller-eiselt und dr. jörg dräger haben das buch „die digitale bildungsrevolution“ verfasst. wifi-magazin lena 2017 23

am schauplatz methode inszeniertes lauschen s.p.a.s.s. – (aktivierend) methode zur steigerung der aufmerksamkeit beim erschließen neuer inhalte warum? die methode ist auch als „fragen an den inhalt“ bekannt und ergänzt einen frontalvortrag um einen lebendigen anteil. die/der lernende wendet sich dem thema fokussiert zu, d. h., sie/er lauscht gewissermaßen durch seine fragestellung. wann? im kern geht es darum, inhalte nicht zu präsen- tieren, sondern entlang der von den lernenden entwickelten fragestellungen zu entfalten. wie lange? für jede dauer eines vortrages möglich. wie viele? für alle gruppengrößen geeignet. womit? großes flipchart oder pinnwand, moderations- kärtchen und stifte für fragen der teilnehmenden. auf einem flipchart ist ein bestimmtes uf einem flipchart ist ein bestimmtes trainer/in nach und nach die fragen und tipp tipp thema formuliert. voraussetzung ist meist ein erster inhaltlicher ein- und über- ein- und überblicke zum thema blick zum thema. die teilnehmenden können auch im rahmen von erhalten jeweils zwei moderationskärt- vorbereitungspapieren, in chen, auf denen sie je eine frage zu lernumgebungen oder selbst- diesem thema stellen. die moderations- lernmaterialien gewonnen karten werden auf der pinnwand befes- werden. tigt. anschließend beantwortet der/die trainer/in nach und nach die fragen und „verpackt“ darin auch eigene vorbereitete inhalte. wenn die frage eines lernenden beantwortet wurde, sagt dieser „stopp“ und gibt die antwort in eigenen worten wieder. die moderationskarte wird abge- hakt, und der/die trainer/in widmet sich der nächsten frage. dies geht so lange, bis alle moderationskarten abgehakt sind. wifi-magazin lena 2017 25

in der praxis methode gerichtsverhandlung s.p.a.s.s. – (produktiv, sozial) methode für das üben von präsentations- und argumentationstechniken haben sie neue lern- methoden? wir freuen uns darauf: wifi.info@wko.at warum? die lernenden üben, eigene standpunkte zu entwickeln, diese mit argumenten zu belegen und vor einem gericht oder tribunal zu vertreten. ziel ist es, eingetretene zustände und ihre auswirkungen, die dahinter- stehenden entscheidungen und handlungen sowie die sie auslösenden vorstellungen und ideen erkennen und beurteilen zu lernen. wann? vor einem input als einstieg in die thematik, nach einem input als abschluss zu einem thema. wie lange? 20 min. ausarbeitungszeit, max. 30 min. gerichtsverhandlung, 15 min. reflexion. wie viele? ideal für gruppen mit 12–16 teilnehmenden. womit? tische und sessel für die gerichtsverhandlung, eventuell getrennte vorbereitungsräume. die rollen der teilnehmenden werden durch das los bestimmt (oder sie mel- den sich selbst): richter/in, geschworene, zeuginnen/zeugen, angeklagte/r, verteidi- ger/in, ankläger/in, sachverständige. bei bedarf können noch weitere rollen gewählt werden. die teilnehmenden haben danach die aufgabe, in der vorbe- reitungszeit gemäß ihrer rolle argumente zu finden, die den jeweiligen standpunkt unterstützen. ablauf der anschließenden verhandlung: 1. darstellung des sachver- halts. 2. vorstellung und begründung der anklage. 3. präsentation des wi derspruchs gegen die anklage durch die verteidigung. 4. darstellung der be weisführung durch zeuginnen/zeugen und sachverständige. 5. begründung des urteils. tipp „gerichtsreporter/innen“ können bericht über die verhandlung und ihren ausgang erstatten. im anschluss kann der/die trainer/in eine diskussion und reflexion einleiten. wifi-magazin lena 2017 27

in der praxis der lehrgang drei lena-methoden (siehe seite 25 bis 27) bei ihrem einsatz in der praxis: im rahmen der produkt- management-weiterbildung. wifi- produktmanager/innen aus ganz österreich hatten dabei die gele- genheit, erlebnisorientierte didaktik hautnah zu erleben. zwei pms haben wir jeweils danach um ihre meinung dazu befragt. angeleitet wurden die lena-methoden von den wifi-trainerinnen susanne brunner und annemarie schaur. anklage geschworene christian giesswein diese methode war sehr unter- haltsam. aber es schien fast leichter zu sein, argumente gegen lena zu finden als dafür.“ verteidigung gerichtsverhandlung richterin christine dobler dank dieser methode kommt man rasch ins thema und kann es von mehreren gesichtspunkten aus betrachten. und da man selbst eine rolle innehat, beschäftigt man sich intensiv mit dem thema.“ „vor gericht stand das lena-training. die anklage lautete: lena-training bringt gar nichts. die methode bietet die möglichkeit, auf erlebnisorientierte art und weise argumentationstechnik zu üben. eine gerichtsverhandlung kennt jede/r, zumindest aus dem fernsehen. über diese erfahrung gelingt es, dass sich die teil- nehmer/innen in eine rolle hineinversetzen können und somit wirk- lich alle an einer pro- und kontra-debatte mitwirken. dass im konkreten fall lena teilschuldig gesprochen wurde, ist nachzuvollziehen, da manchen teilnehmerinnen/ teilnehmern die praxis im umgang mit lena fehlt und es daher noch argumentati- onsdefizite gibt. aber genau das ist der sinn dieser ausbildung: das wifi-lern- modell lena auch für unsere produktmanager/innen erlebbar zu machen!“ info diese lena-methoden kamen am dritten tag des dritten moduls produktmanagement-weiterbildung zum einsatz. bei dem lehrgang in vier modulen handelt es sich um ein pilotprojekt für ein lern- ergebnisorientiertes weiterbildungsangebot am wifi. lesen sie mehr dazu auf den folgenden seiten! 29 fotos: © wifi österreich/peter provaznik wifi-magazin lena 2017

„we use what we sell!“ die pm-weiterbildung neu • ist verbundtauglich (österreichweit gemeinsam entwickelt und umgesetzt). • ist kompetenzorientiert, baut auf den bestehenden anforderungsprofilen aller wifis auf und ermöglicht die eingliede- rung künftiger anforderungen. • ist modular aufgebaut, für neue und bestehende mitarbeiter/innen. • berücksichtigt die richtlinien der österreichischen produktpolitik und qualitätssicherung bei der organisa- tion und durchführung. • nutzt alle instrumente, die im kurs- betrieb zur verfügung stehen (z. b. lern- plattform, virtueller klassenraum, kamingespräch, methodenmix). • stellt durch aktuelle wifi-fallbeispiele der teilnehmenden den praxisbezug her. • setzt vorzugsweise interne mit - arbeiter/innen als trainierende ein. • ist gemäß wifi-lernmodell lena handlungs- und anwendungsorientiert. • stellt instrumente zur transfersiche- rung inklusive messung der erfolgten mitarbeiterentwicklung zur verfügung. • wird regelmäßig einer inhaltlichen überprüfung durch die verbundkoordi- natoren-konferenz unterzogen. in der praxis kompetenzen und sogenannten „can- do-statements“ erarbeitet. im nächsten schritt konnte das curriculum für die lena-gerechte pm-weiterbildung ent - wickelt werden – von modulbeschrei- bungen mit den dazugehörigen arbeits- heften bis hin zur individuellen praxisauf- gabe, die den/die teilnehmer/in über die gesamte weiterbildung begleitet und den transfer in die praxis sicherstellen soll. der begleitende einsatz der wifi-lern- plattform, etwa zur individuellen erarbei- tung von lernstrecken wie zum beispiel recht oder zur vorbereitung vor bzw. reflexion nach einem modul, machten das curriculum komplett. vom konzept zur realität – erste auflage in 4 modulen mit sommer 2016 war es so weit: das konzept der pm-weiterbildung neu war bereit zur umsetzung. insgesamt zwölf produktmanager/innen traten an, um in vier modulen lernergebnisorientierung auf basis des wifi-lernmodells lena der einsatz der wifi- lernplattform ist eine wichtige ergänzung zur lebendigen und nachhaltigen methodik.“ mag. albert gebauer, wifi österreich, projektleiter zu erleben. der veränderungsprozess ist damit freilich noch nicht abgeschlossen, wie projektleiter albert gebauer unter- streicht: „nach dem ende des lehrgangs im juni 2017 ist der nächste schritt eine evaluierung. in weiterer folge wird die ausbildung kontinuierlich adaptiert und sich ständig weiterentwickeln.“ der veränderungsprozess lebensnahes anforderungsprofil - umfrage unter allen landes-wifis - auswertung von stellenbeschreibungen und ausschreibungstexten zu pms aller landes-wifis entsprechendes kompetenzprofil - festlegen und priorisieren von kernkompetenzen - gemeinsames erarbeiten von „can-do-statements“ elearning ist ein wichtiges element des neuen konzepts für künftige weiterbildungsangebote. und stellenbeschreibungen der pms läu - tete die entwicklung des neuen kom pe- tenzorientierten weiterbildungskonzepts ein, für das die qualifikationen laut nqr den rahmen vorgeben. auf basis der auswertung der befragung wurden gemeinsam kompetenzprofile mit kern- curriculum - zuordnung der einzelkompetenzen der pm-weiterbildung zu den einzelnen phasen des kursjahres - definieren von modulen, methoden, traineranforderungen umsetzung und evaluierung - start der pm-weiterbildung neu im sommer 2016 - evaluierung nach lehrgangsende und anpassung der künftigen pm-weiterbildung auf basis der ergebnisse wifi-magazin lena 2017 31

in der praxis in warenkunde erlebten die hofer- l e h r l i n g e m i t a l l e n s i n n e n , s m a u t a k u d o r s p e l l o v s t ä w a s e i n q u a l i t d i e z u k u n f t u n s e r e r u m w e lt is t. f ü r i g d a s d w i e w i c h t n t u h c nur an einem lebensmittel zu riechen oder es zu schmecken, ohne es zu sehen. jeder kann das selbst zu hause auspro- bieren und wird sehen: es ist gar nicht so einfach, gewürze, obst oder gemüse auf diese weise richtig zuzuordnen. „da riecht schon mal ein apfel nach einer orange oder umgekehrt“, so stohner über die irrwege unseres ungeübten geruchs- sinns. planspiel: zwei filialen im spielerischen wettbewerb ziel der workshops in den einzelnen bereichen war es auch, die lehrlinge auf das planspiel vorzubereiten, in dem sie ihre unternehmerischen und interaktiven fähigkeiten unter beweis stellen konnten. „für diesen wettbewerb wurden zwei fiktive filialen geschaffen, die gegenein- ander konkurrierten. auf acht stationen hatten die lehrlinge die chance, das in den workshops gelernte umzusetzen und für ihre filiale möglichst viele punkte zu sammeln“, skizziert andreas darnhofer das spannende planspiel, das vom wifi eigens für die hofer-lehrlinge konzipiert wurde. da alle im verlauf des planspiels immer wieder die rollen tauschten, hatte jeder lehrling die gelegenheit, das lösen der aufgaben beispielsweise auch aus dem blickwinkel des filialleiters, einer führungskraft, zu sehen. darnhofer: „um den teamgedanken zu stärken, waren die einzelnen aufgabenstellungen so konzi- piert, dass sie nur im team gelöst werden konnten. so waren alle lehrlinge dazu angehalten, so gut es ging, gemeinsam lösungen zu finden.“ die aufgaben ziel- ten zudem auf das übergeordnete thema co2-neutralität ab. „zum beispiel muss- ten die lehrlinge ein konzept für die co2-bilanz ihrer filiale erstellen“, konkre- tisiert andreas darnhofer. den krönenden abschluss stellte die präsentation der projektarbeiten im fest- saal des wifi tirol dar. in kleingruppen zeigten die lehrlinge den hofer-füh- rungskräften stolz, was sie aus dem lehr- lingsworkshop mitgenommen haben. die anfängliche skepsis, das ihnen aus dem klassischen schulsystem gewohnte lernen zu verlassen, um selbst aktiv neue inhalte mitzugestalten, war schnell gewichen. die begeisterung, auf diese art viel mehr für sich, für den job und für die lehr- abschlussprüfung gelernt zu haben, war stattdessen deutlich spürbar. für das wifi das erleben der frischen waren mit allen sinnen ist ganz wichtig für das verständnis, was ein qualitätsvolles lebensmittel ausmacht.“ philipp stohner, diplom- küchenmeister, wifi tirol die verknüpfung von theorie und praxis ist der schlüssel zur erfolgreichen mitarbeiterförderung.“ mag. andreas darnhofer, bildungsmanager, wifi tirol tirol bestätigte die woche einmal mehr: „theorie und praxis zu verknüpfen, ist der schlüssel zur erfolgreichen förderung von mitarbeiterinnen und mitarbeitern. aus diesem grund gestalten wir trainingskon- zepte für unternehmen immer im lena- format“, unterstreicht andreas darnhofer und freut sich, dass das wifi auch in diesem sommer wieder den lehrlings- workshop für die hofer-lehrlinge durch- führen darf. wifi-magazin lena 2017 33

am schauplatz wifi international wiedner hauptstraße 63 1045 wien mag. herbert stemper t +43 5 90 900-4555 e herbert.stemper@wko.at wifi niederösterreich mariazeller straße 97 3100 st. pölten dipl.-päd. susanne brunner, ma t 02742/890-2230 e susanne.brunner@noe.wifi.at wifi oberösterreich wiener straße 150 4024 linz mag. gudrun primas t 05 70 00-7550 e gudrun.primas@wifi-ooe.at wifi steiermark körblergasse 111–113 8021 graz ing. michael karrer t 0316/602-501 e michael.karrer@wifi.wkstmk.at wifi kärnten europaplatz 1 9021 klagenfurt mag. irene filley t 05 94 34-950 e irene.filley@wifikaernten.at wifi-magazin lena 2017 wifi wien währinger gürtel 97 1181 wien mag. susanne riegler t 01/476 77-5505 e riegler@wifiwien.at wifi burgenland robert-graf-platz 1 7000 eisenstadt mag. manfred schweiger t 05 90 907-5210 e schweiger@bgld.wifi.at 35

am schauplatz dipl.-päd. susanne brunner, ma wie haben sie sich auf dieses projekt im iran, besonders hinsichtlich der inter- kulturellen unterschiede, vorbereitet? für mich war es eine besondere herausfor- derung, in ein land zu reisen, in dem ich zuvor noch nie war. daher habe ich mich schon vor meiner reise informiert, worauf ich in bezug auf mein verhalten achten muss, um nicht den einen oder anderen fauxpas zu begehen. können sie uns ein beispiel nennen? anders als in österreich ist es frauen im iran nicht erlaubt, männern die hand zur begrüßung zu geben. unter männern ist das sehr wohl üblich. wie haben sie als frau den iran erlebt? ich habe das land und die teilnehmer/ innen als sehr offen und aufgeschlossen erlebt. sie haben die österreichische expertise sehr geschätzt, und es gab über- haupt kein problem für mich als weibliche vortragende, was in anderen ländern der region mit sicherheit nicht denkbar wäre. welche didaktisch-methodischen struk- turen galt es aufzubrechen? das begann schon bei der bestuhlung der seminarräume im schulreihensystem. lerninseln, die voraussetzungen für die gruppenarbeit sind, waren die teilnehmer/ innen nicht gewohnt. neu war auch, dass trainer/innen nicht immer nur die exper- tinnen/experten sind, die vortragen, son - dern dass sie eine beobachter- und mode- ratorenrolle einnehmen. darum war es wichtig, die teilnehmer/innen erst langsam und schritt für schritt zum selbstgesteu- erten lernen hinzuführen. wie hat sich das im training verändert? anfangs waren die methoden noch eher referentenzentriert, am ende der ausbil- dung haben wir sehr teilnehmerzentriert gearbeitet. durch das selbsterleben haben die teilnehmer/innen den mehrwert er - kannt und waren begeistert, wie kurzweilig und einfach lernen sein kann. flipcharts mussten für die modernst ausgestatteten seminarräume erst organisiert werden. für die umsetzung der train-the-trainer- programme in mehreren phasen wurde ein fünfköpfiges team aus trainerinnen und trainern ausgewählt, das aus susanne brunner, maximilian födlinger, marianne kern, sigrid koloo-höglinger und margit wendelberger bestand. kulturelle unterschiede – ein gemeinsames ziel: lernen neu erleben „was diese trainerinnen und trainer aus- zeichnet, ist ihr großes interkulturelles verständnis und ihre anpassungsfähigkeit an lokale gegebenheiten“, betont anton aufner. fingerspitzengefühl ist hier eben besonders gefragt. trainerin susanne brunner war bereits für wifi international unter anderem bei train-the-trainer-work- shops in polen, kroatien, ungarn, rumä- nien oder bulgarien im einsatz. ihrem persönlichen neuland iran näherte sie sich schon vor ihrer ersten reise im dezember 2016 – zum zweck eines lena-work- shops als einführung in die methodisch- didaktische herangehensweise – in form einer intensiven auseinandersetzung mit dem land über dos and don’ts (siehe interview). dazu gehörte u. a. auch die entsprechende kleidung. für susanne brunner hieß das kopftuch, knielanger blazer und hose. für überraschung sorgte die tatsache, dass die seminarräume zwar mit hochmodernen whiteboards ausge- stattet waren. flipcharts kannte man hingegen nicht. diese mussten erst organi- siert werden – und mittlerweile weiß man sie auch im ausbildungszentrum teheran sehr zu schätzen. bis inklusive mai 2017 fanden train-the- trainer-workshops zu den themen unter- nehmertraining, leadership und export- management statt, die jeweils mit einer prüfung abgeschlossen wurden. anton die künftigen trainer/innen: wissbegierig und offen. aufner: „mit dem basis-workshop im vor - feld konnte der methodisch-didaktische ansatz mit den fachlichen bereichen verknüpft werden.“ für alle beteiligten habe diese neue erfahrung viel verändert, bestätigt er: „die workshops stillten den nachholbedarf der sehr wissbegierigen teilnehmer/innen. und für unsere trainer/ innen war es ein wunderschönes erlebnis, an dem sie persönlich gewachsen sind.“ wifi-magazin lena 2017 37

am schauplatz coaching mit wau-effekt! spaßfaktor zu einer deutlichen steigerung der lernmotivation. und wenn caramella schläft, dann ist es mucksmäuschenstill – perfekt für konzentrierte einzelarbeiten: „wenn caramella ihre nähe als schlafplatz auswählt, sind die lehrlinge ganz glücklich. in dieser zeit ist die gruppe ausgesprochen ruhig und arbeitet konzentriert, da sehr viel rücksicht auf das tier genommen wird. dieser effekt macht sich vor allem bei den etwas lauteren und unruhigeren lehrlingen sehr positiv bemerkbar“, erzählt die trai- nerin. lernen ist übrigens jetzt auch bei caramella angesagt: sie startet demnächst die ausbildung zum therapie-hund. caramella ist mein türöffner bei einzelcoachings und bindeglied im gruppentraining mit lehrlingen. sie hat einen viel schnelleren zugang zu den jugendlichen, als es mir allein möglich wäre.“ mag. carina riegler, wifi-trainerin trainerin mag. carina riegler vom wifi burgenland hat eine ganz spezielle co-trainerin: caramella. die spanielhündin motiviert lehrlinge zum lernen und sorgt für positive verände- rung in vielerlei hinsicht. i m sozialen bereich ist die tiergestützte pädagogik mittlerweile schon eine selbst- verständlichkeit. und auch hundebesit- zer/innen wissen: tiere tun einfach gut. seit einem jahr geht das wifi burgenland auch in der ausbildung einen tierisch erfolgrei- chen weg. aus gutem grund: der umgang mit tieren hilft den jugendlichen bei der entwicklung von sozialer kompetenz, krea- tivität und verantwortungsbewusstsein. carina riegler trainiert mit ihrer einein- halbjährigen spanielhündin mädchen und burschen in der überbetrieblichen lehr- lingsausbildung. zudem macht sie individu- elle einzel-coachings bei lehrlingen. dank tierliebe und spass zu mehr lernmotivation „ein hund spiegelt ehrlich, direkt und wert- frei die kommunikation sowie die eigen- schaften von menschen wider. ist man nicht überzeugend, reagiert er nicht wunsch- gemäß. ganz einfach“, erklärt carina riegler. maximal vier stunden am tag ist caramella im einsatz. zu beginn ihres arbeitstages darf die vierbeinige co-trai- nerin von den lehrlingen umsorgt und gestreichelt werden. riegler: „sofort spre- chen sich die lehrlinge ab, wer für futter, trinknapf und spaziergang zuständig ist.“ das fördert die teamarbeit und das ver - antwortungsbewusstsein. ganz automa- tisch führen die liebe zum tier und der d n a l n e g r u b i f i w © : s o t o f die lehrlinge sind tierisch begeistert. wifi-trainerin carina riegler (links) mit ihrer co-trainerin: spanielhündin caramella. wifi-magazin lena 2017 39

raffiniert kochen wie jamie oliver oder kreationen zau- bern wie paul bocuse: die ausbildung zum küchen- meister am wifi kärnten bringt köchinnen und köche solchen träumen näher. wichtigste zutat ist dabei das erleben! am schauplatz peter springer (mitte) mit seinen stolzen absolventen: c. langer, m. waldhauser, f. hobitsch und f. moitzi (v. l. n. r.). meisterhaft aufgetischt im küchenalltag gelernter köchinnen und köche ist oft keine zeit, sich mit den verwendeten produkten ausein- anderzusetzen. umso mehr war florian hobitsch, teilnehmer der küchenmeis- ter-ausbildung am wifi kärnten, von den kulinarischen tiefgängen, die ihm lehrgangsleiter und küchenmeister peter springer im rahmen des kurses ermöglichte, angetan: „ob warenkunde mit speziellen gewürzen, luxuspro- dukten und lebensmitteln oder fachex- kursionen, wie zum beispiel in den kalbfleisch-schlachtbetrieb, wo man von der schlachtung über die tierarzt- beschau und die fleischklassebestim- mung bis hin zum fertigen fleischteil alles mitverfolgen konnte: ich fand das sehr interessant, denn solche führungen sind nicht alltäglich.“ riechen, fühlen, schmecken – das lässt sich eben nicht mit theorie erleben. „wenn wir über gewürze reden, dann riechen wir auch daran. wenn wir die feinen unter- schiede bei essig und öl unter die lupe nehmen, dann müssen wir diese schme- cken. und wenn wir alles über schinken wissen wollen, dann muss man zum produzenten, um zu begreifen“, so peter springer. ganz ohne theoretisches wissen geht es freilich nicht, vor allem in bereichen wie warenwirtschaft, küchenmanage- ment, kalkulation, ernährungslehre oder hygiene. „aber die ware und die praxis stehen immer im vordergrund“, sagt der lehrgangsleiter. so abwechs- lungsreich und lebendig die ausbildung n e t n r ä k i f i w © : s o t o f florian’s kärntner schmankerl gebeizte und angeräucherte drau- forelle mit roten ronen, hadn und kren entenleberterrine mit gewürzweingelee und zwergorangen beiriedsandwich florian’s blunzengröstl zweimal ziegenkäse mit hirse und kletzen-rosmarin-honig gekühlter eisreindling mit gerührten grant’n mit dem ‚küchenmeister‘ habe ich bessere job-chancen, gerade wenn es um spezielle oder höhere positionen geht.“ florian hobitsch, küchenmeister auch ist: bis zum titel „küchenmeister“ ist es ein langer weg. 200 stunden ihrer frei- zeit verbringen die kandidatinnen und kandidaten im wifi, um sich auf die prüfung vorzubereiten, bei der sie ein fünf- gängiges menü für vier personen zu kochen und eine meisterplatte mit fingerfood für acht personen zu kreieren haben. auch florian hobitsch hat die hürde geschafft. bei seinen kärntner schmankerln (siehe kasten rechts) lief nicht nur den prüferinnen und prüfern das wasser im mund zusammen. wer jetzt auch gusto auf seine kochkünste hat, dem sei verraten: derzeit kocht er im restaurant caramé in velden. wifi-magazin lena 2017 41

inncubator: beste bedingungen für wachstum am schauplatz zusammen stärker werden – mit diesem ziel hat das wifi tirol einen in österreich einzig- artigen co-creation-, co-wor- king- und co-learning-space für start-ups ins leben gerufen. wie ein brutkasten, ein soge- nannter inkubator, ein opti- males klima für neugeborene schafft, so ermöglicht auch der inncubator des wifi tirol perfekte rahmenbedin- gungen für gründer/innen, erfolgreich ihr business zu starten und wachsen zu können. der inn – hauptfluss tirols, lebensader der alpen und wichtigster zubringer der donau – symbolisiert dabei die schnelllebigkeit und die veränderung der welt, steht aber auch für den fokus des inncubators auf den tiroler raum. lerndesign für effizienz und nachhaltigkeit: kooperation seit oktober 2016 unterstützt das grün- derzentrum start-ups in der entwicklung ihrer innovativen unternehmensidee. ebenso zukunftsweisend ist das lern- design, das im inncubator nach neuesten in den werkstätten des inncubators entstehen prototypen für innovative produkte. wifi-magazin lena 2017 erkenntnissen der hirnforschung umge- setzt wird. „das wesentliche dabei ist das lernen an der eigenen herausforderung sowie das lernen voneinander und mit - einander durch kooperation“, erklärt wifi- tirol-institutsleiter mag. wolfgang sparer. begleitet wird dieses gemeinsam-an- einem-strang-ziehen von mentoren/men- torinnen, experten/expertinnen sowie ab- solventen/absolventinnen der universität innsbruck. dadurch entsteht eine neue kultur, die auch den tertiären bildungs- robert schimpf, projektmanagement für wen ist der inncubator gedacht? wir wollen jungen gründerinnen und grün- de rn alle werkzeuge mit geben, die sie brau- chen, um mit ihrem unternehmen erfolgreich zu sein. zudem haben wir ein großes angebot, das darauf abzielt, menschen zu inspirieren, unter- nehmertum zu forcieren und sich weiter- zubilden. der inncubator unterstützt dar - über hinaus die entwicklung von proto- typen. so haben sich beispielsweise schon technikstudenten für die vorproduktion eines hochtechnologischen renn-gokarts bei uns in der schweißerei hilfe geholt. wer kann sich für ein inkubations- programm im inncubator bewerben? im prinzip kann sich jede/r mit einer inno- vativen geschäftsidee bewerben. diese programme laufen über mehrere monate und inkludieren einen co-working-space. wir sehen uns als gärtner, die den boden aufbereiten, damit junge unternehmen die samen säen können.“ mag. wolfgang sparer, institutsleiter wifi tirol sektor revolutioniert. „diese form der kooperation ermöglicht es der universität innsbruck, ihren praktisch orientierten unterricht weiterzuentwickeln und start- ups zu unterstützen. das ist die zukunft“, so sparer. die nachfrage ist groß, also muss auch der inncubator wachsen. ab herbst 2017 wird der co-working-space erwei- tert. sparer: „wir sehen uns als gärtner, die den boden aufbereiten, damit junge unter- nehmen die samen säen können. so entstehen vielfalt und gesundes wachstum, positive identifikation und lernkultur.“ • informationen unter www.inncubator.at 43 l o r i t i f i w © : s o t o f

service seitenweise lebendig und nachhaltig veränderung gestalten es ist etwas in mir, das nach veränderung ruft der sehnsucht folgen beate winkler kösel-verlag, 2014 224 seiten „wo will ich in den nächsten jahren hin? will ich mehr vom gleichen, oder wartet noch etwas anderes darauf, von mir gelebt zu werden?“ beate winkler – sie war der erste weibliche direktor einer eu-agentur – hat ein ungewöhnliches sachbuch verfasst und weiß, worüber sie schreibt: an einem tag lösten sich ihre sicher geglaubten beruflichen perspek- tiven in luft auf. dabei hat sie selbst erfahren, dass in der herausforderung des neuauf- bruchs ungeahnte möglichkeiten liegen. winklers eigene erfahrungen und interviews mit persönlichkeiten, die ebenfalls den drang nach veränderung spürten, wie etwa erhard busek, cecily corti, andré heller, gerald hüther, freda meissner-blau, ermutigen, sich auf einen anstehenden veränderungsprozess einzulassen. macht wende mmacht wende wie die länder des globalen südgürtels unsere welt verändern werden john & doris naisbitt goldegg verlag, 2016 376 seiten die westliche welt hatte lange zeit alles: eine führende position in der technologie, wirt- schaftswachstum, bevölkerungsvielfalt, eine fülle an talenten und die besten universitäten der welt. dennoch, ihre jahrhunderte dauernde vor - herrschaft ist nicht länger unangefochten. die schwellenländer des südgürtels entwickeln sich zu motoren der weltwirtschaft. ihre rapid wachsende mittelschicht eröffnet neue ver - brauchermärkte, ihre allianzen neue handels- ströme. „macht wende“ beschreibt das wirtschaft- liche und politische machtgefüge der zukunft, die neuen märkte und die steigende bedeutung der städte. es zeigt, was unser leben beein- flussen und verändern wird und wie wir das enorme wirtschaftspotenzial asiens, afrikas und lateinamerikas für uns nutzen können. t l l e t s e g i e b s r e v o c © : s o t o f wifi-magazin lena 2017 45

auf direktem weg zum akademischen abschluss. in kooperation unter anderen mit: wifi .at/akademisch continuing education center