IM FOKUS entsteht, überträgt sich auf alle Mitarbeiter. Es ist unsere Aufgabe, das zu verhindern und gemeinsam aus Fehlern zu lernen. Frau Schultz, was tun Sie in Ihrem Unternehmen, um Emotionen und Lernen zu fördern? Schultz: Im Tourismus verkaufen wir Urlaub – und der soll positive Emotionen bei unseren Gästen wecken. Daher brauche ich auch Mitarbeiter, die das können, die sich einbringen und kreativ sind. Denn nur wer kreativ ist, wird zwar hin und wieder Fehler machen, aber letzt- lich Innovationen schaffen. Das kann man aber nur, wenn man ohne Angst und mit Leidenschaft dabei ist. Diese Leidenschaft, angstfrei bestimmte Ziele zu erreichen, leben mein Bruder und ich meinen Mit - arbeitern vor. Was auch wichtig in unserer Branche ist: lächeln, weil das überträgt sich auf das Gegenüber. Wieser: Stimmt, das haben wir auch in mehreren Hirnscans schon gemessen: Lächeln löst Belohnung aus. Einen Rück- schlag kann man als Katastrophe oder als Chance sehen. Bei mir war es Letzteres.“ Frau Trimmel, wie lernt man im Sport? Trimmel: Beim Bewegungslernen geht es darum, Techniken oder Bewegungsab- läufe zu automatisieren, damit sie auch unter dem Druck eines Wettkampfs funk- tionieren. Daher müssen sie entsprechend oft geübt werden. Es gibt die sogenannte 10.000-Stunden-Regel, die besagt, man muss eine Bewegung zehntausendmal machen, damit man sie kann. Wie geht man mit Rückschlägen um? Trimmel: Als ich mir einen Kreuzbandriss zuzog und pausieren musste, wusste ich, dass ich es nicht rückgängig machen kann. In so einer Situation hat man zwei Möglichkeiten: Entweder man sieht das als Katastrophe oder als Chance. Bei mir war Letzteres der Fall. Ich habe diese einjäh- rige Pause dafür genützt, mich um andere Dinge zu kümmern, das Knie wieder stabil zu machen und noch stärker zu werden. Gruber: Das ist natürlich eine Frage der Persönlichkeit. Wie man in solchen Situa- tionen reagiert, entwickelt sich schon in Den SOFAtalk moderierte Mag. Sabine Tritscher- Archan vom Institut für Bildungsforschung der Wirtschaft. den ersten Lebensjahren. Ich habe vor ein paar Monaten einen Herzstillstand ge - habt. Dafür konnte ich nichts, und das habe ich so akzeptiert. Dann auf Reha habe ich allerdings Patienten erlebt, die in ein tiefes Loch gefallen sind, die mit der Situation nur schwer umgehen konnten. Das hängt von der Persönlichkeitsstruktur ab, und die ändert sich im normalen Alltag auch nicht. Lediglich schwere Traumata wie zum Beispiel ein Trauerfall können Verhaltensänderungen der Per- sönlichkeit bewirken, oder eine jahre- lange Psychotherapie. Haider-Schmid: Meiner Meinung nach spielt auch das Selbstbewusstsein eine große Rolle. Ich bemühe mich, mit meinen Kursteilnehmern Situationen zu schaffen, in denen sie Negatives und Posi- tives erleben. Sie bekommen Aufgaben, die sie nicht so locker lösen können, die sie fordern. Die sie nur bewältigen, wenn sie selbst etwas lernen und tun. Das Gelingen stärkt dann ihr Selbstbewusst- sein, und das hilft ihnen später, wenn sie in der Praxis Rückschläge erleben. Denn sie wissen dann, sie werden es schaffen. Daher ist es wichtig, dass ein Trainer nicht gleich eingreift, sondern an den Teil- nehmer glaubt. Ihm diesen Freiraum lässt, es selbst zu versuchen – und zu schaffen. So lernt man, selbstständig und selbstver- antwortlich zu handeln. Schultz: Genau das brauchen wir: Leute mit Selbstverantwortung und Selbstbe- wusstsein. Ich erlebe leider oft, dass junge Menschen das nicht haben. Wie treffen Sie Ihre Entscheidungen als Führungskraft, welche Rolle spielt dabei das Bauchgefühl? Schultz: Da wir ein familiengeführtes Unternehmen sind, haben wir nur sehr kurze Entscheidungsprozesse. Die Ent- scheidung wird dann letztlich auf Basis von Fakten, die ein jeder aus seinem Bereich mitbringt, getroffen. Das Bauch- gefühl spielt dann insofern eine Rolle, als wir sehr viel Erfahrung haben, die das Treffen von Entscheidungen erleichtert. Natürlich haben wir auch lernen müssen, mit den Emotionen unter Geschwistern 14 WIFI-Magazin LENA 2016